Lieber Marcel, lassen wir doch die offiziellen Geplänkel und kommen direkt zur Sache, einverstanden?
Unbedingt lieber Guido, so halten wir’s doch immer.
Was reizt dich, jedes Jahr aufs Neue, den vfTalk zu organisieren?
Der vfTalk ist zu einem bedeutenden Event in der Mechatronik geworden und hat eine beeindruckende Transformation durchgemacht. Angefangen als kleines Symposium, ist es nun ein wichtiges Jahresereignis, das Experten und Branchenführer aus der ganzen Schweiz anzieht. Wir haben den Schwerpunkt darauf gelegt, aktuelle und zukunftsorientierte Themen – v.a. aus dem Bereich Mechatronik - aufzugreifen, was die Qualität und Relevanz unserer Diskussionen stark erhöht hat.
Toll - das beantwortet aber meine Frage nicht.
Das schätze ich ja an dir, du lässt dich nicht einwickeln. Persönlich lerne ich viele spannende Grössen aus der Wirtschaft, Forschung und Politik kennen. In meinem Set-Up als Unternehmer gibt es viel Tagesgeschäft zu erledigen, und der vfTalk bringt mich in Themenfelder und mit Menschen zusammen, die meinen Horizont erweitern und mich und mein Unternehmen fit machen für wichtige übergeordnete Themenstellungen.
Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Kreislaufwirtschaft. Wieso hast du den Event nicht gleich so benannt?
Wir behandeln ein Themenfeld, mit welchem die Menschen sich einfach nicht beschäftigen wollen. Es ist sehr komplex und nur wenige wissen hier Bescheid. Jeder denkt gleich an die Solaranlage, die noch immer nicht auf dem Dach installiert ist und an die CO2-Zählerei des Klimawandels. Alles mühsame Themen, die unserer Wirtschaft entweder gefühlt im Wege stehen oder Geld kosten.
Doch es steckt ja viel mehr dahinter, ich sehe vor allem neue Geschäftsfelder!
Du sagst es! Es geht um die Energie, welche in einem Produkt steckt. Diese soll langmöglichst erhalten werden. as vorgelagerte Thema der Energie- und Materialgewinnung sowie das
nachgelagerte Recycling sind weniger im Fokus, da wir hier ja auf Zulieferer und Dienstleister und nicht zuletzt auch auf die Politik angewiesen sind.
Gut, die Energie, welche in ein Produkt gesteckt worden ist, soll so lange wie möglich erhalten werden. Repariert und renoviert wird ja schon immer und mein Auto werfe ich ja mit 100'000 km auch nicht weg, sondern verkaufe es wieder. Das wäre dann das Wiederverwenden.
Die Kreisläufe müssen immer mehr verlangsamt werden. Das heisst, dass die Produkte, die wir herstellen und verbrauchen, so lange wie möglich in Betrieb sein sollen. Dies erreichen wir zB, indem wir eine Waschmaschine mieten statt sie zu kaufen. Wenn wir sie mieten, kann der Dienstleister – also der Hersteller – das Gerät austauschen, wenn eine neue Steuerung im ‘Smarten Zuhause’ Sinn macht oder wenn der Motor defekt ist, die Maschine jedoch sonst noch tiptop läuft.
Gibt es weitere Beispiele? Ich denke zum Beispiel an IoT-Anwendungen oder an KI?
Es gibt viele Möglichkeiten, neue Geschäftsfelder in die bestehenden Produktpaletten zu integrieren und intelligenter zu machen. Wichtig ist, dass man in das Thema einfach mal einsteigt. Tun es die Unternehmer nicht, werden ihre Produkte in den nächsten Jahren von innovativen und cleveren Produkten abgelöst, und dann wird es sehr schwierig, sich auf dem Markt noch zu behaupten.
Welche Auswirkungen erhoffst du dir von diesen Diskussionen für die Besucher*innen?
Die Besucher*innen werden inspiriert und nicht mit rauchenden Köpfen den vfTalk verlassen. Ich bin mir sicher, dass jeder für sein Unternehmen einen Gewinn daraus ziehen wird. Wichtig ist auch, dass man sich vernetzt – die Virtuelle Fabrik bietet hier eine besondere Gelegenheit dafür.
Vielen Dank für diese Einblicke! Ich freue mich darauf zu sehen, wie der vfTalk auch dieses Jahr die Diskussionen und Innovationen in der Branche vorantreibt.